Segenthauer Mundart

Besonderheiten der Segenthauer (Dreispitzer) Mundart

Der Segenthauer Dialekt ist eine Kolonistenmundart, die sich erst um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert endgültig ausgebildet hat. Bekanntlich kamen bei der Ansiedlung der Gemeinde Segenthau die Kolonisten aus verschiedenen Gegenden des Mutterlandes (Elsaß, Lothringen, Luxemburg, Baden-Württemberg) und sprachen ihre verschiedenartigen Dialekte. Mit der Zeit aber fand ein Ausgleich statt, gewisse mundartliche Elemente unterlagen, andere gewannen die Oberhand und wurden vorherrschend. Das Ergebnis dieses rund 200-jährigen Ausgleichs¬prozesses war eine neue Mundart, eine Mischmundart, wie sie vielfach im Banat zu finden ist. Wesentlich ist, dass wir wichtige Erscheinungen der Segen¬thauer Mundart auch in der Pfalz finden können. Wir haben aber die Möglichkeit, das Mundartgebiet noch weiter einzugrenzen, durch Kennwörter wie hååm oder hem für heim, Pherd für Pferd usw.), welche in das Gebiet der rechtsrheinischen Pfalz hinweisen.

Lautliche Besonderheiten:

  • Im Anlaut, Inlaut und Auslaut erscheint st als scht: bischt (bist), kannscht (kannst), Geischt (Geist), Kaschte (Kasten), ausmischte (ausmisten).
  • Inlautendes t wird oft zu d erweicht: pede (beten), Vedde (Vetter).
  • Im Inlaut zwischen Vokalen und nach „r“, „l“, wird b durch w ersetzt: Owed (Abend), Arweit (Arbeit), halwi (halbe).
  • Die Konsonantengruppe pf wird bleibt im Inlaut als unverschobenes zu p, pp erhalten: Appl (Apfel), Pherd (Pferd, pheife (pfeifen).
  • Inlautendes g zwischen Vokalen fällt oft aus: traan (tragen), froon (fragen), Waan (Wagen), Reen (Regen).
  • Im Auslaut wird g zu ch: Kriech (Krieg), Tauweschlach (Taubenschlag).
  • Der Konsonant n in der unbetonten Endung fällt aus: schlofe (schlafen), hewe (heben), Bese (Besen).
  • Langes a wird oft zu o verdumpft: schlofe (schlafen), wohr (wahr).
  • Das harte t wird häufig kurz oder auch weich ausgesprochen: Blätte (Blätter), Wedde (Wetter).
  • Der Genitiv wird durch den possessiven Dativ ersetzt: - meim Bruder sei Sohn, am Nochber sei Hund, de Mutter ihre Schirz.

Wortentlehnungen:

Da manche Ansiedler aus Elsaß-Lothringen kamen, haben sich auch mitgebrachte französische Wörter erhalten wie: Kurasch (franz. courage ‚Mut‘), Adje (adieu ‚Lebewohl‘), retour (‚zurück‘), elegant (élégant ‚modern, zierlich‘), Bagatell (bagatelle ‚Kleinigkeit‘), arangiere (arranger ‚ausrichten‘), kumod (commode ‚bequem‘), rederiere (davonlaufen, franz. retirer ‚sich zurückziehen‘). Durch das Zusammenleben mit verschiedenen Ethnien übernahmen die Segenthauer im Banat fremdes Wortgut (aus dem Handwerkerwortschatz und soziales Wortgut), das sie und haben es ihrem Sprachgebrauch anpassten. - Aus dem Ungarischen: Bunde (‚Pelzmantel‘ aus ung. bunda ‚Schafpelz‘), Pitank (Lump, Tagedieb, aus ung. bitang ‚Schurke‘), Pedjar (Spitzbube, aus ung. betyár ‚Gauner‘), Gatjehosse (leinene Hose, aus ung. gatya ‚Unterhose‘)